Re: Aggressivität
von
HolgerN
geschrieben am
07.Jan '14 um 11:11
Hallo Susanne,
ich versuche in einem Satz zusammenzufassen, was Du geschrieben hast: "Dein Landseerrüde, der - wie aus anderen Postings von Dir hervorgeht - jetzt 1,5 Jahre alt ist, hat ohne Vorwarnung erst eine fremde Frau, dann Deine Mutter und schließlich Dich angefletscht."
Meine Meinung dazu kann ich auch in einem Satz zusammenfassen: "Da hast Du ein Problem!" Leider kenne ich die Lösung dieses Problemes nicht.
Ich würde zwei Ansätze verfolgen:
1.) Stelle sicher, dass Dein Rüde keine Schmerzen hat. Dies insbesondere mit der Vorgeschichte der OCD-Erkrankung und OP.
2.) Irgendwo ist im Umgang mit dem Hund in der Vergangenheit etwas schiefgegangen! Such' Dir einen Trainer, der mit solchen Fällen wirklich Erfahrung hat! Was ich nicht versuchen würde, ist, dem Problem einfach mit irgendeiner Form der "verschärften Unterordnung" zu Leibe zu rücken.
Es wäre auch sicherlich interessant, den Hund jemanden vorzustellen, der Erfahrung in der Arbeit mit Landseern hat.
Du kannst mich gerne mal anrufen (TelNr im
Impressum), denn so wie du das schilderst, kann ein Forum hier nur sehr eingeschränkt helfen.
Liebe Grüße
Holger
Re: Aggressivität
von
Brigitte Weil
geschrieben am
07.Jan '14 um 15:02
Hallo Susanne,
das hört sich für mich auch sehr komisch an. Wenn dieses Verhalten ohne erkennbaren Grund (ohne für uns Menschen erkennbaren Grund) aufgetreten ist, wiederholt aufgetreten ist, dann hat Holger schon zu recht gesagt, das ist ein ernsthaftes Problem. Mein erster Weg würde zum Tierarzt führen, gründlicher Check up, Ausschluß von Schmerzreaktionen. Nicht nur Schulter, Ellenbogen, besonderer Augenmerk auf Wirbelsäule, Nacken ect.
Das klingt jetzt furchtbar, aber auch Tumorerkrankungen könnten sowas auslösen.
Ansonsten sollte ein Trainer her, der sich tatsächlich mit sowas auskennt, nicht böse gemeint, aber so Wald- und Wiesentrainer ?????
Ich empfehle Dir mal eine Adresse, ggf. bekommst Du hier auch kompetente Ansprechpartner. http://einzelfelle.de
Ich stütze Holgers Empfehlung, dem Problem nicht einfach mit irgendeiner Form der "verschärften Unterordnung" zu Leibe zu rücken". Ein Landseer meint seine Ansagen ernst, kenne sehr wenige die im Ernstfall die Segel streichen würden .... Ansonsten versuchen Ruhe zu bewahren und nix überstürzen, mögliche Konfrontationen erstmal meiden, sicherheit geht vor, für ALLE beteiligten ob zwei oder vier Beine.
Viele Grüße
Brigitte
Re: Aggressivität
von Marion
geschrieben am 07.Jan '14 um 19:55
Dieses Verhalten ist bei Landseer nicht ungewöhnlich, wenn die fremde Person für den Hund bedrohlich erscheint oder der Hund vorher Frust, Angst oder Ärger hatte. Die Genetik und Erfahrungen der Vergangenheit können auch eine Rolle spielen. Der Hund sagt einfach nur geh weg.
Ungewöhnlich ist hier aber die Reaktion auf die Mutter, die ihm sicher bekannt ist und zu dir.
Die Reaktion erfolgt aber nie ohne Grund und kann auch durch Hormone oder Schmerzen verursacht werden, wie schon Holger und Brigitte schrieben.
Ob in der Vergangenheit etwas gründlich schief gelaufen ist, kannst nur du beantworten.
Wurde dem Hund mit Aggression begegnet oder wurde er körperlich gezüchtigt, kann dies auch Aggression bei einem Landseer auslösen.
Zeigt jemand von euch Unsicherheit oder gar Angst im Umgang mit dem Hund, merkt er schnell, dass keine geeignete Führung vorhanden ist und dies ist beim Landseer ganz schlecht.
Diese Reaktion hat sich ganz sicher schon rechtzeitig angekündigt, nur hat von euch niemand die ersten Stufen der Eskalationsleiter wahrgenommen. Vielleicht wart ihr abgelenkt und nicht auf den Hund konzentriert?
Knurren ist schon ein deutliches Signal mit dem der Hund versucht zu kommunizieren, davor gibt es aber weit mehr Signale, die man sehen sollte. Vielleicht habt ihr ihn auch noch für das Knurren bestraft?
Der Hund wird nicht verstehen, wieso er für Kommunikation bestraft wird und die Folgen sind dann meist so. Was soll er auch tun, wenn er nicht verstanden wird? Die nächste Stufe ist schnappen und beißen.
Der Hund unterdrückt nun künftig die Sprache und ist dann nicht mehr einschätzbar, keiner weiß was er als nächstes tun wird und das ist natürlich auch gefährlich.
Sind natürlich jetzt nur Vermutungen, aber nach der bisherigen Vorgeschichte denke ich es mir so, es fehlt bei euch an Verständnis für den Hund und ihr könnt nicht mit ihm kommunizieren?
Du schreibst, du hast dich dann durchgesetzt. Wie hast du dies denn gemacht? Gewaltsam?
Wenn dann förderst du das Aggressionsverhalten immer mehr, du wirst keinen Respekt vom Hund bekommen, nur kurzzeitiges Aufgeben und weitere innere Anspannung, die dann mal richtig ausrasten kann. Dies kurzzeitige Frustrationstoleranz wird nicht lange anhalten und es kommt zum nächsten Vorfall.
Du schreibt, du hast kein Vertrauen mehr zum Hund. Der Hund muss sich auf dich verlassen können und Vertrauen zu dir haben, nicht umgekehrt. Da er auch gegen die Mutter anging, scheint es mir hier so, dass er dich für völlig unfähig in seinen Augen sieht, ihn zu führen und muss dich und seine Ressourcen selbst kontrollieren. Konkurrenz wird nicht geduldet, dies kann sich noch ganz arg anstauen, gerade weil der Hund ja eigentlich noch sehr jung ist und noch lange nicht erwachsen.
Der Hund muss wieder lernen, seine Sprache einzusetzen und ihr müsst lernen, sie zu verstehen. Dazu solltet ihr mit einem Hundephysiologen oder wirklich guten Trainer arbeiten.
Beschäftige dich mit den Calming Signalen und vor allem mit der ganzen Körpersprache deines Hundes. Aus jeder schlechten Erfahrung lernt dein Hund leider auch, nur macht dies das Zusammenleben immer schwerer und ist nicht gut für den Hund. Alles Unbekannte, jeder Frust, jede Angst usw. wird dann so ein Verhalten auslösen. Wenn du dann in der Situation noch mit falschen Emotionen reagierst, wird es noch schlimmer und der Hund ist im Dauerstress. Es gibt viele Auslöser von Stress, dies kann man aber aus der Ferne nicht beurteilen und sollte ein Fachmann vor Ort abklären. Allein deine Stimmung kann sich auf den Hund übertragen, deine Körperhaltung oder eben Druck, den du sogar unbewusst auf den Hund auswirken kannst.
Versuche jetzt schlechte Erfahrungen für den Hund zu vermeiden, bewahre Ruhe, sorge für Sicherheit und bringe ihn ruhig und sicher aus einer solchen Situation, sollte dies wieder vorkommen.
Mit dem Trainer oder selbst an der Gegenkonditionierung arbeiten, Calming Signals belohnen, selbst souverän und ruhig handeln, keine Strafen verwenden und vor allem Stress reduzieren. Haltet erst einmal Abstand zu Auslösern, trainiert in kleinen Schritten und konfrontiert den Hund wieder langsam mit fremden Personen oder Unbekannten mit der nötigen Sicherheit und dem Verständnis für den Hund.
Medizinisch überprüfen wurde schon empfohlen, auch Futter kann Unsicherheit, Angst und Stress auslösen, dies auch überprüfen.
Gute Infoseite zu Körpersprache usw. ist diese hier, vielleicht könnt ihr dort schon einiges rauslesen und ich wünsche euch einen guten Trainer, denn ich vermute allein bekommt ihr dies nicht mehr hin. Ich wünsche euch viel Erfolg, vor allem wünsche ich es dem Hund, denn dieser leidet darunter sehr und hat in dem jungen Alter so kein schönes Leben.
http://www.stressfreimithund.de/html/korpersprache_.html
http://www.stressfreimithund.de/html/aggression.html
Re: Aggressivität
von
Vera Jürgens
geschrieben am
07.Jan '14 um 20:23
Ich kann die Aussagen von Brigitte und Holger nur unterstützen. Klär ab, warum er das macht. Wir hatten vor Jahren eine ähnliche Situation. Der Rüde war auf einmal wie ferngesteuert. Leider wurde bei ihm ein Hirntumor diagnostiziert. Erst alles abchecken (CT etc.) und wenn niemand etwas findet, dann such dir bitte sofort richtige Hilfe.
Alles Gute Vera
http://www.vom-hoennetal.de