Re: Rüde oder Weibchen - Der Versuch einer Antwort
von
HolgerN
geschrieben am
20.Feb '06 um 07:21
Hallo Harry,
als ich gestern Deinen Beitrag gelesen hatte, dachte ich zunächst, dass es mir nicht schwer fallen würde, dazu ein paar Zeilen zu antworten. Doch je mehr ich darüber nachdenke, desto schwerer fällt mir dies. Deshalb zunächst der einfache Teil der Antwort, die Fakten:
Auch wenn der Landseer generell ein großer und imposanter Hund ist, so sind die Rüden doch noch einen Tick größer und imposanter als die Hündinnen. Schulterhöhen von 80 cm sind keine Seltenheit und damit sind Rüden einige Zentimeter größer als Hündinnen. Auch mit mühelos erreichten 60kg Körpergewicht übertreffen sie die Hündinnen um mindestens 10kg.
So weit, so gut. Aber was macht denn sonst noch den Unterschied zwischen Rüde und Hündin aus?
Als wir uns uns vor etlichen Jahren bei einem namhaften Züchter unsere ersten Landsere ansahen - wir wollten einen Rüden haben -, sagte dieser zu uns: "Bitte bedenken Sie, dass Landseerrüden kleine Persönlichkeiten sind." An diesen Satz haben wir seit damals noch oft gedacht: mal schmunzelnd, mal eher zornig (unvergessen ist die Bemerkung "Nicht jeder Verbrecher ist auch eine Persönlichkeit" meiner Frau, die bei uns inzwischen zu einem geflügelten Wort geworden ist. Der Anlass für diesen Ausspruch ist auch längst wieder vergessen, es war nur irgendeine Bagatelle :-) Nun, damit ist der Unterschied natürlich immer noch nicht erklärt - und Du merkst vielleicht auch schon, dass ich mich damit wirklich schwer tue. Ich kann aus meiner Erfahrung auch nicht sagen, dass Hündinnen anhänglicher sind sind als Rüden, sie sind auch nicht mehr oder weniger freundlich gegenüber Menschen und Rüden sind bei gleicher Erziehung/Ausbildung sicherlich genau so folgsam. Dieses "bei gleicher Erziehung/Ausbildung" erlaubt mir, die Brücke zu schlagen zu etwas, was ich der Einfachkeit halber als "Rüden-Phänomen" bezeichnen möchte:
Der Landseer wird häufig - und zu Recht - als ein Familienhund bezeichnet, was natürlich bedeutet, dass der Hund in der Familie gehalten werden soll. Hier habe ich jedoch den Eindruck gewonnen, dass insbesondere Rüden schnell in den Mittelpunkt der Familie rücken, bzw. gerückt werden und sich vieles nur noch um den eigenen Rüden dreht. Hündinnen hingegen sind häufiger der Familienhund und bleiben, oder sollte ich schreiben 'dürfen bleiben', letztendlich auch Hund.
Aber auch dies ist immer noch keine Erklärung der Unterschiede, sondern im Gegenteil, ich glaube, dass vieles, was man gemeinhin als Unterschied bezeichnet, anerzogen und -trainiert ist. Rüden werden dabei oft zu "kleinen Königen" gemacht...
Abschließend möchte ich noch etwas zum Verhalten gegenüber gleichgeschlechtlichen Artgenossen schreiben, denn hier sehe ich tatsächlich eine Unterschied zwischen den Geschlechtern: Bei Hündinnen gibt es hier eine sehr große Spanne im Verhalten. Zum einen finden sich darunter ausgesprochene Schäfchen, die eine anscheinend unendlich hohe Reizschwelle haben, zum anderen gibt es die mit der - wie ein Freund es einmal ausgedrückt hat - "ganz kurzen Zündschnur", die schon auf bei der geringsten Provokation eskalieren. Rüden sind diesbezüglich leichter einzuschätzen, wenn zwei der "kleinen Könige" aufeinander treffen, führt dies zu einer Rauferei...
Harry, ich habe jetzt für einen Diskussionsforums beitrag relativ viel geschrieben aber ich fürchte, dass ich Dich dennoch nicht wirklich weiter gebracht habe. Mein Tipp: Besuche, falls nicht schon geschehen, Ausstellungen und Landsertreffen und schau Dir möglichst viele Vertreter beiderlei Geschlechts an. Aber auch in ihrer vertrauten Umgebung solltest Du die Hunde mal in Natura kennenlernen. Nimm doch mal - wie gesagt: immer unter der Prämisse, dass Du dies nicht schon getan hast - Kontakt zu einem Züchter oder Landseerhalter in Deiner Umgebung auf und vereinbar doch mal einen Termin für einen Besuch oder einem gemeinsamen Spaziergang. Dein Bauchgefühl wird Dir danach wahrscheinlich den Weg weisen...
Mit freundlichen Grüßen
Holger mit Danessa & Chewbacca
Re: Rüde oder Weibchen
von
Vera Jürgens
geschrieben am
20.Feb '06 um 16:16
> Hallo Harry!
Tja, wie Holger schon sagt, es ist sehr schwer zu sagen ob Rüde oder Hündin.
Wir haben z.B. 3 Mädels und einen Herrn!
Alle 4 sind total unterschiedliche Perönlichkeiten!
Ich würd , nach meiner Erfahrung, niemals sagen, Hündin ist einfacher als Rüde oder umgekehrt.
Unser Murphy ist ein super, toller lieber Kerl.Macht keine Mucken.Hat sich auch auf Ausstellungen etc immer super cool benommen.Klar als er so ca 2 Jahre war, hat er schon Mal pubertäres Verhalten gezeigt.Ist auch normal.
Aber seine Kommandos befolgt er immer sofort.
Nun zu den Mädels. Manchmal ist Zickenalarm schon der richtige Ausdruck. Alle drei sind super lieb. Aber häufig auch mal zickig.
Wie Holger schon sagt, wenn Weiber sich zanken, knallt es richtig. Bei den Herren ist es zwar lauter, aber oft längst nicht so schlimm.
Eine vernünftige Erziehung von Anfang an macht alles leichter.Egal ob Rüde oder Hündin.
Hinzufügen möchte ich noch, dass sich bei uns der Rüde immer mehr an unserer Tochter oder an mir orientiert, während die Hündinnen sich leichter von den Männern führen lassen.
Schau dich einfach bei mehrern Züchtern um.Jeder gute Züchter wird dich gern informieren und dir seine Hunde zeigen.
Liebe Grüße
Vera
http://www.vom-hoennetal.de
Re: Rüde oder Weibchen
von Annette
geschrieben am 22.Feb '06 um 16:54
Hallo!
Nun doch noch ein weiterer Beitrag zu deiner Frage - obwohl eigentlich durch Vera und Holger alles gesagt ist - aber Erfahrungen kann man ja doch nie zuviele sammeln.
Glückwunsch erstmal zur Entscheidung, einen Landseer haben zu wollen!!
Rüde oder Hündin - diese Frage kennen auch wir. Wir haben nun den 2. Rüden und wenn es einmal einen 3. Hund geben sollte - auch das wird wohl wieder ein Rüde. Unser erster Rüde - ein Neufi-Mix - war ein recht dominanter Kerl, der sich nicht ungern raufte, aber niemals selbst provozierte. Ansonsten: ein lieber Kerl, kein (Zitat Holger ;-) ) kleiner König, sondern ein selbstbewusster Hund ohne Macken. Wir haben danach wieder einen Rüden genommen - einen Landseer eben. Zum einen hatten wir ja gute Erfahrungen, zum anderen wollten wir die uns beschriebenen Dramen und Geschichten rund um die Läufigkeit nicht, und: wir kannten viele Hündinnen - und davon eben auch viele zickige. Unser stattlicher Rüde ist wieder ein unproblematischer Herr, und das sowohl als Junghund als auch nun, mit 6 1/2 Jahren.
Noch ne Erfahrung: Hundebegegnungen unter Rüden; oft eher kein Problem (zumal es ja wenig größere Hunde gibt ;-) ) - unter Hündinnen - na ja, schon mal eher Zickenalarm. Aber: das sind nur (einzelne) Erfahrungen, aus denen du dir, zusammen mit Besuchen, Gesprächen etc deine eigene Summe bilden musst (was viel Spaß macht!).
Viele gute Erlebnisse dabei! Annette
Re: Rüde oder Weibchen
von
Angie
geschrieben am
22.Feb '06 um 20:18
Hallo Harry,
auch ich möchte dir zu deiner Entscheidung, einen Landseer ins Haus zu holen, gratulieren.
Wir haben nun unseren dritten Rüden , es waren bisher ein Berner Sennenhund und zwei Landseer. Jeder Hund ist anders und man lernt mit den Jahren und bei jedem Hund dazu. Unser erster Landseer war ein sehr kräftiger aber kleiner Landseer (75 cm Schulterhöhe und ca. 60 kg schwer - davon aber mind. 10 kg Übergewicht), der überhaupt keine Rüden akzeptierte - egal ob groß oder klein, wir hatten ständig Raufereien und konnten bald ohne Maulkorb nicht mehr gassi gehen. Unser jetziger Landseer ist gegenüber unserem Ersten ein echter Riese (Schulterhöhe von ca. 85 cm und zur Zeit hat er etwas über 84 kg - ohne Übergewicht *ggg*) , er ist unheimlich lieb und das Gassi gehen macht mit ihm wahnsinnig viel Spaß. Er mag zwar nicht jeden Rüden, aber ich brauche keinen Maulkorb oder Halti und man kann mit ihm entspannt seine Runden laufen.
Ich würde auf jedenfall - egal ob Hündin oder Rüde- eine gute Hundeschule besuchen. Zum Einen macht es unheimlich viel Spaß und man lernt den richtigen Umgang mit seinem Hund. Aber auch der Hund lernt für`s Leben und wird sozialisiert.
Unser Jetztiger Landseer war mit mir lange Zeit auf einer guten Hundeschule und ich bin heilfroh sie besucht zu haben.
Solltest du in unserer Nähe wohnen, dann bist du herzlich eingeladen sich unseren "Bären" anzusehen. Er liebt Streicheleinheiten und ist zu Menschen und insbesondere zu Kindern total lieb. Ein kurzer Anruf und du bist herzlich auf eine Tasse Kaffee und einen schönen Gassirundgang mit uns eingeladen. :O))
Nun wünsche ich dir, dass dir deine Entscheidung nicht zu schwer fällt
GLG Angie mit Balou
Unser dicker Bär
Holger Neeb
