Re: zerren an der leine

Zu einem Satz möchte ich etwas sagen, weil ich jeden Tag über ähnliche Gedanken stolpere und sie mich immer wieder aufregen:
> macht fast keinen spaß mehr mit ihm spazieren zu gehen und kostet mich sehr viel kraft
Und hier liegt das Problem! Erst die Arbeit, dann der Lohn. Hunde aufziehen ist kein Spass! Spass ist ein Beiprodukt, das abfällt, wenn man sich richtig viel Mühe gegeben hat. Das ist wie mit Kindern. Meistens denken die Menschen, es wäre umgekehrt, dass nebem dem vielem Spass auch ein wenig Mühe abfällt, den aber der Spass locker wieder wett macht. Ein riesiger Irrtum, der einem dann den grössten Teil des Spasses vermiesen wird!
Dir jetzt irgend ein Instrument zu nennen, das bei einem 70kg+ Hund funktioniert, ist unsinnig. Ich seh hier meinen 20kg Frechdachs schon grinsen. So stachelig kann kein Halsband sein, als dass ein richtiger Rüde sich beirren lassen wird und auch Haltis sind nur Hilfen, die auf irgendweine Art und Weise die Mühe, die man sich macht, auf den Hund überträgt.
Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter: solange dein Kerl dir die Schulter ausrenkt, weisst du, dass du auf dem falschen Weg bist. Das hat aber mit dem Stachelhalsband oder dem Halti soviel zu tun, wie mit der Farbe deiner Leine: nichts! Deswegen eine Aversivverknüpfung mit der Ursache des Ziehens herzustellen, wie es Stachelhalsbänder tun, ist erziehungstechnisch unsinnig. Über die bleibenden Schäden von Stachelhalsbändern, die man noch Jahre später auf Roentgenaufnahmen erkennen kann, brauche ich hier nicht einzugehen.
Ich werde sogar noch etwas härter sein: wenn auch nur ansatzweise Zweifel bestehen, dass der Mühe zu viel werden wird, gibt dir ein letztes Mal Mühe, das Hundchen in die richtigen Hände abzugeben. Es ist jetzt der richtige Zeitpunkt.
Wenn aber die Liebe zu deinem Kerl inzwischen so gross ist, dass du dir sagst "ich tue alles für ihn", dann hier ein ein erster Gedankenansatz: viel wichtiger als irgendeine Leine, ist die "geistige" Leine an der du deinen Hund führst. Du musst versuchen, deinen Hund in den Griff zu bekommen. Dafür bist du zwar reichlich spät dran, aber lange nicht zu spät.
Dazu musst du dich ins Thema Hund einarbeiten, Schulen besuchen, Bücher lesen. Hierbei wirst du auf eine ganze Armada an widersprüchlichen Überzeugungen stossen: Vom Unterwerfungsdrill, über positives Bestärken bis zum Klickern, ist alles vorhanden - sowohl in den Hundeschulen, als auch in der Literatur. Auch diese Erfahrungen, dieses Einlesen und Durchkämmen an Brauchbarem wird dich richtig viel Mühe kosten; auch hier gibt es nichts umsonst und alles wird seine Zeit brauchen.
Was ich dir aber versprechen kann, ist dass wenn du dir diese Mühe machst, auch wieder Spass am Hund herausspringen wird.
Entschuldige die klaren Wort, wir kennen uns gar nicht und sie sind deshalb auch nicht persönlich gemeint. Es ist nur meine Meinung zu dieser Art von Thema.
MfG,
Marc